Roli Müller möchte für die SVP einen zweiten Sitz im Bezirksrat erobern. Der 44-Jährige lebte drei Jahre in Amerika, führte unter anderem die Groundcrew der Patrouille Suisse und hat ein Faible für alte Fahrzeuge.
Von Matthias Niederberger, erschienen am 17. April in der Freitagsausgabe des Freien Schweizers
Im hintersten Tal, am äussersten Rand des Bezirks Küssnacht, wohnt Roli Müller. Mit seiner Frau Manuela und den drei Kindern Marina (15), Fiona (11) und Kilian (9) lebt er in einem alten Holzhaus, in dem früher gekäst wurde. Es ist ein warmer Frühlingstag und Roli Müller sitzt draussen im Garten. Er trägt ein ‹Übergewändli›, die Ärmel weit nach hinten gekrempelt. So sieht er nicht aus wie ein Politiker. «Ich bin lieber im ‹Übergwändli› als im Anzug, aber wenn es der Anlass erfordert, passe ich mich an. Das hat mit Respekt zu tun», so der 44-Jährige. Es brauchte etwas Überzeugungsarbeit, bis sich Müller dazu entschied, als SVP-Vertreter für den Bezirksrat zu kandidieren. «Ich brauchte Zeit, um seriöse Abklärungen zu machen und mir zu überlegen, ob ich wirklich Bezirksrat werden will. Jetzt bin ich mir sicher. Falls ich gewählt werde würde ich mein Arbeitspensum reduzieren, um das Amt gewissenhaft ausführen zu können.»
Mann der Motoren
Roland Müller wuchs im zürcherischen Obfelden auf. Er machte zuerst eine Lehre als Automechaniker. Nach dem Militärdienst lebte Müller drei Jahre in den Vereinigten Staaten. «Es war ein Kulturschock. Als ich danach wieder in die Schweiz zurückkam, hatte ich mir die amerikanische Arbeitsmentalität angeeignet, was nicht überall gut ankam», fügt er lachend hinzu. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz lebt Müller in Küssnacht. Der Autowerkstatt blieb er vorerst treu, wechselte dann aber ins Büro: «Das war gar nicht meine Welt.». Er orientierte sich neu und wechselte zum Strassenverkehrs-
amt, wo er Fahrzeug- und Führerprüfungen abnahm. «Hier lernte ich sehr viel über Menschen», so Müller. Die Stelle gefiel ihm gut, doch dann sorgte das Schicksal erneut für eine Zäsur. Nach dem Tod seines Onkels, der die Groundcrew der Patrouille Suisse in Emmen führte, wechselte Müller vom Strassen- zum Flugverkehr. Vier Jahre arbeitete er als Mechaniker, bis er schliesslich in die Fussstapfen seines Onkels trat. «Das war ein sehr emotionaler Moment für mich» erklärt Müller. Heute ist er beim Bund angestellt, arbeitet in Dübendorf beim Air OperationCenter der Luftwaffe und ist verantwortlich für die Nutzungssteuerung der F-5 Flotte. In seiner Freizeit «schraubt» Roli Müller gerne an alten Autos und Motorrädern herum. Dazu hört er oft Musik aus den 1930er- bis 1950er-Jahren. Müller ist zudem Mitglied der Männerriege Immensee, der Jugendgruppe ‹Grenzenlos› und Präsident der Oldtimer IG Rigiland.
Aus einer SVP-Familie
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Rucksack: Diese drei Komponenten sollen es bei Roli Müller nicht nur im Beruf, sondern auch in der Politik richten. Schon seit vielen Jahren ist er politisch engagiert, wenn auch eher im Hintergrund. «Ich komme aus einer politischen Familie. Mein Vater war schon in der SVP und meine Schwester ist Stadträtin in Affoltern am Albis.» Müller sitzt in der Geschäftsleitung der Küssnachter SVP und ist zudem in der Einbürgerungsbehörde tätig. Bei den vergangenen Kantonsratswahlen kandidierte er zum ersten Mal für ein politisches Amt und holte 808 Stimmen. Der dreifache Familienvater beschreibt sich selber als lösungsorientiert und kompromissbereit: «Ich kann gut zuhören und verurteile niemanden, der eine andere Meinung hat.» Gleichzeitig kommuniziere er sehr direkt und sei teilweise auch etwas ungeduldig. Für Müller ist es wichtig, eine klare Linie zu haben: «Verlässlichkeit ist für mich zentral». Auch sei er ein Mensch, der lieber nach vorne als zurück schaue. Oder mit Müllers Worten: «Die Frontscheibe ist grösser als der Rückspiegel.»
Sollte Roli Müller gewählt werden, ist die Chance gross, dass er das Ressort Bildung übernehmen würde. «Ich bin grundsätzlich offen für alle Ressorts, aber das Schulressort ist schon mein Favorit», meint der SVP-Kandidat. Mit drei Kindern, welche die Unter- und Oberstufe in Küssnacht besuchen, stehe er mitten im Leben und wisse deshalb, wo allenfalls der Schuh drücke. Ob Müller das neue Gesicht im Küssnachter Bezirksrat sein wird, entscheidet sich am 17. Mai.